Nachdem die ehemalige Mülldeponie in Georgswerder viele Jahre lang eine giftige Altlast war, steht der daraus entstandene Energieberg heute für nachhaltige Stadtentwicklung im Hamburger Süden. Auf dem rund 40 Meter hohen Hügel werden Besucher über erneuerbare Energien informiert und haben außerdem einen herrlichen Ausblick auf die Hamburger Innenstadt.
In der überwiegend flachen Umgebung ist der Energieberg in Georgswerder kaum zu übersehen. Obwohl der Hügel mit seinen 40 Metern Höhe nicht zu den höchsten Erhebungen der Hansestadt zählt, stechen vor allem die großen Windräder auf der Kuppel ins Auge, die man auf dem Energieberg auch aus nächster Nähe beobachten kann. Dass der Aufstieg auf den Hügel möglich ist, war jedoch jahrelang nicht selbstverständlich: Bis zum Jahr 2011 war das Betreten des Geländes verboten. Tatsächlich steht man dort nämlich nicht auf einer natürlichen Erhebung, sondern auf einer ehemaligen Müllkippe mit einer Fläche, die mehr als doppelt so groß ist, wie die Hamburger Binnenalster. Heute gilt das ehemalige Deponiegelände als wichtiges Projekt zur nachhaltigen Stadtentwicklung und versorgt rund 4.000 Haushalte mit Strom aus erneuerbaren Energien.
Besucher entdecken bei einem Spaziergang auf dem 900 Meter langen Horizontweg, der um die Kuppel herumführt, die großen Windenergie- und Photovoltaikanlagen und können den Blick über die Hamburger Innenstadt und den Hafen schweifen lassen. Entwickelt wurden der Rundgang und ein Informationszentrum, das über die Entwicklung erneuerbarer Energien sowie über die Geschichte des Energiebergs aufklärt, im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2013, der IBA Hamburg. Die Umgestaltung des Geländes wurde unter anderem mit dem Sonderpreis für nachhaltige Außengestaltung im Rahmen des Deutschen Landschaftsarchitekturpreises 2015 ausgezeichnet.
Die Ausstellung im Informationszentrum informiert über die Geschichte Georgswerders, der Mülldeponie sowie über das Potential und die Nutzung erneuerbarer Energien vor Ort. Informationen gibt es für die ganze Familie: Die Multimediashow „Der gebändigte Drache" zeigt anschaulich die Umwandlung der Deponie hin zum Energieberg. Kindern wird die Geschichte des Energiebergs in einem animierten Film nähergebracht.
Das Informationszentrum soll auch praktisch verdeutlichen, wie der Energieberg genutzt wird. Daher können Besucher die Technik einsehen, die zur Grundwasseraufbereitung und gleichzeitig zur Produktion von Wärmeenergie für das Gebäude selbst genutzt wird. Von April bis Oktober werden am Wochenende öffentliche Führungen der Stadtreinigung über das Gelände und durch die Ausstellung angeboten. Die Stadtreinigung informiert außerdem in einem Film über moderne Abfallwirtschaft und Recyclingmethoden in Hamburg.
Ein kurzer Blick auf die Chronik offenbart die ungewöhnliche Geschichte des grünen Energiebergs: Dort, wo er heute aufragt, waren bis in die 1940er-Jahre noch flache Wiesen angelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Flachland im Stadtteil Wilhelmsburg zunächst zur Mülldeponie für Trümmer und Haushaltsmüll, bis schließlich auch Industrieabfälle wie Lacke und Farben dort abgeladen wurden.
Nach der Einstellung des Deponiebetriebs wurde in den 1980er-Jahren festgestellt. dass Dioxin, das auf dem künstlichen Hügel gelagert wurde, mit dem Regenwasser gemeinsam ins Grundwasser sickert. Das Deponiegelände sowie der Grundwasserzugang wurden daraufhin umfangreich gesichert und der Müllberg mit einer meterdicken Abdeckung versehen, um das Einsickern von Regenwasser zu verhindern. Im Inneren des Hügels lagern nach wie vor rund 200.000 Tonnen Müll, regelmäßige Überprüfungen und Sicherungssysteme sollen Gefährdungen für die Umwelt jedoch ausschließen.
Heute hat sich auch die umgebende Natur regeneriert und verwandelt die Deponie wieder zu einem Lebensraum für Flora und Fauna: Auf dem Gelände wachsen viele einheimische Pflanzen und Bäume aus der Roten Liste gefährdeter Arten. Außerdem fühlen sich viele Kleintiere, Kaninche und Vogelarten auf dem Energieberg wohl.
Das Potential des Standorts der Deponie für die Umsetzung erneuerbarer Energien wird bereits seit vielen Jahren effektiv genutzt. Vier Windkraftanlagen entstanden bereits in den 1990er-Jahren auf der Kuppel des Hügels. Die benachbarte Aurubis AG, eine der größten Kupferhütten Europas, führt seit vielen Jahren Methangas ab, das während der Zersetzungsprozesse im Innern der Deponie entsteht, und nutzt es für den Betrieb der Schmelzöfen.
Im Jahr 2011 wurden drei der Windkraftanlagen durch eine moderne, leistungsfähigere Windenergieanlage ersetzt. Gemeinsam mit einer Photovoltaikanlage auf dem Südhang des Energiebergs, werden mithilfe von Windkraft und Sonnenenergie heute 4.000 Haushalte in Wilhelmsburg mit Strom versorgt.